Ursprung

In den Neunzigern gründete unser CTO Joachim Böttcher ein Planungs- und Entwicklungsbüro für nachhaltige Wasserwirtschaft, welches fortan Projektierung, Planung und Umsetzung von naturbasierten Verfahren und Anlagen zur Schmutzwasserbehandlung durchführte. In den Folgejahren wurden hunderte Anlagen zur Behandlung von kommunalen, gewerblichen, industriellen und sogar Sonderabwässern erfolgreich umgesetzt. Neben der praktischen Umsetzung wurde stets eine Nähe zu Wissenschaft und Forschung gepflegt, auf deren Basis zahlreiche Verbundforschungsprojekte entstanden. Der eigene Anspruch war hoch, denn es ging nicht nur um Schmutzwassereinigung – es ging um weitmögliche Kreislaufwirtschaft! Somit wurden die eigenen Verfahren permanent weiterentwickelt, sodass bereits damals ein gewisser Technologievorsprung auf dem Markt gegeben war.

Ende 2005 wurde Joachim auf Terra Preta aufmerksam und war fortan wie elektrisiert. Es konnte doch nicht angehen, dass es Wissenschaftler*innen aus der ganzen Welt über 20 Jahre nicht gelungen war, die Herstellungsmethode dieser fruchtbaren Erde zu erforschen. Für Joachim war eines klar; wenn ihm und seinem Team die Aufklärung gelingen würde, dann wäre dies jener »Missing Link« auf dem Weg zu einer vollständigen Kreislaufwirtschaft, nachdem er immer gesucht hatte. Und die Aufklärung gelang – sogar mit wissenschaftlicher Bestätigung.

Von nun ab konzentrierte sich das Unternehmen auf die Entwicklung von technischen Verfahren und anwendungsreifen Produkten aus flüssigen und festen biogenen Stoffströmen nach dem uralten Prinzip der einstigen indogenen Hochkultur am Amazonas. Zitat Joachim Böttcher: »Mit jedem Tag, an dem wir uns mit Terra Preta beschäftigten, wuchsen die Potenziale und Anwendungsfelder. Es kamen Anfragen von Universitäten und interessierten Menschen aus der ganzen Welt. Darauf war unser kleines Unternehmen überhaupt nicht vorbereitet«.

Erschwerend kam damals hinzu, dass die Zulassung von Produkten mit Pflanzenkohle aus organischen Reststoffen aufgrund der deutschen Düngeverordnung äußerst problematisch war. Für die Behörden war das Thema »Terra Preta« absolutes Neuland, sodass man oft eher restriktiv handelte und Genehmigungsverfahren herauszögerte. Die allgemein üblichen und gesetzlich zugelassenen Methoden zur Behandlung von organischen Reststoffen sind bis heute Kompostierung und Vergärung. Dabei sollte die Kompostierung in Zeiten von Ressourcenmangel, Bodendegradation und Klimakrise äußerst kritisch betrachtet werden! Für die Anwendung von Pflanzenkohle oder dem Fermentationsprozess gab es praktisch keine gesetzlichen Regelungen. Stattdessen wurde die landwirtschaftliche Zulassung von Produkten auf Basis von Pflanzenkohle über die bis vor kurzem geltende deutsche Düngeverordnung mehr oder weniger blockiert.

Erst mit der seit Juni 2022 geltenden europäischen Düngeverordnung wurden die Weichen für eine umfassende Kreislaufwirtschaft gestellt – Produkte mit Pflanzenkohle auf Basis von organischen Reststoffen dürfen nun endlich in Gartenbau und Landwirtschaft zum Einsatz kommen, und zwar genau so, wie es Joachim und sein Team seit Jahren gefordert hatte.

Trotz dieser aufreibenden Entstehungsjahre mit vielen bürokratischen Hürden und technischen Herausforderungen ist es gelungen, einige zukunftsweisende Leuchtturmprojekte auf den Weg zu bringen; hierzu zählen zahlreiche kommunale und industrielle Schmutzwasserrecycling-Anlagen mit den ricionaqua-Hochleistungsbodenfiltern »HBF«. Diese wurden im Rahmen des INTERREG-Projektes EMISURE sogar erfolgreich für die Eliminierung von Mikroschadstoffen aus Kläranlagenabläufen eingesetzt. Auch die Entwicklung der innovativen Gärresteaufbereitungsanlage »ricionG2H« der Stadtwerke Groß-Gerau oder die Konzeption eines blau-grünen »ricionoase21« Quartierskonzepts für Riegel am Kaiserstuhl waren Ergebnisse dieser aufreibenden Pionierarbeit.

Damit war jene solide Ausgangsbasis geschaffen, die es uns heute ermöglicht, »das ganz große Rad zu drehen«!

Wir brauchten nun noch mutige Menschen – und wir brauchten Kapital. Dank der Weitsicht und Geduld einiger engagierter Gründungsaktionärinnen und Aktionäre wurde im Mai 2022 die ricion AG zum Leben erweckt. Unser Gründungsaktionär Joachim Böttcher brachte sein Prozess- und Produkt-Knowhow sowie seine umfassenden Schutzrechte in die AG ein und trat das Amt des Technischen Vorstands an.

Der enorme Wissensvorsprung, die exzellenten Schlüsseltechnologien und ein Strauß von leistungsfähigen Produkten versetzt die ricion AG in die Lage, hervorragende, gesamtsystemische Lösungen für die globalen Herausforderungen beizutragen und zugleich eine bestmögliche Wertschöpfung für die beteiligten Partner und Kunden zu ermöglichen.